Neue Ausstellung im Museum im Schweizer Hof widmet sich der Zeit des Nationalsozialismus in Bretten

Ausstellungseröffnung Bretten 1933-1945

In diesem Jahr jährt sich die Machtergreifung der NSDAP zum 90. Mal. Das haben das Museum im Schweizer Hof und das Stadtarchiv zum Anlass genommen, eine Ausstellung über Bretten während der NS-Zeit zu realisieren. „Bretten 1933-1945. Diktatur in einer badischen Kleinstadt. Ausstellung Teil 1“ heißt die neue Sonderschau, die nun bis 3. Oktober zu sehen ist.

Volles Haus hatte das Museum am vergangenen Montag bei der Eröffnung der Sonderausstellung im Schweizer Hof. Mit zitierten, parodierten und kommentierten Liedern über das NS-Regime stimmte die Gruppe Saitenschrey bereits zu Beginn der Veranstaltung pointiert auf das Thema der neuen Schau ein.

Die Präsentation, die Museumsleiterin Linda Obhof und Stadtarchivar Alexander Kipphan auf die Beine gestellt haben, sei „äußerst wertvoll und wichtig“, betonte Oberbürgermeister Martin Wolff. Denn: „Was die Zeit der NS-Diktatur anbelangt, ist der Blick, wie in anderen Städten und Gemeinden auch, stellenweise noch etwas getrübt.“, so der OB.

Seit mehr als zwei Jahren haben das Museum und das Stadtarchiv gemeinsam für die Schau recherchiert. „Die Gespräche mit meinen inzwischen verstorbenen Großeltern haben den Gedanken reifen lassen, dass wir in Bretten mit Menschen sprechen müssen, die sich noch an die Anfänge der NS-Zeit erinnern können“, erzählt Obhof. „Eine Ausstellung über die NS-Zeit zu machen, ist keine leichte Aufgabe. Besonders nicht, wenn über die ‚böse‘ Zeit am liebsten geschwiegen wurde“, ergänzt Kipphan. Entsprechend spielen Zeitzeugen-Interviews eine tragende Rolle beim Ausstellungskonzept: Geschichten, historische Fakten und Zeugnisse werden nüchtern dokumentiert und präsentiert, sodass sich der Betrachter selbst in Bezug zur Vergangenheit setzen muss.

Themenbereiche wie die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die Propaganda-Apparatur des NS-Regimes, die systematische Verfolgung und Ermordung von Minderheiten sowie die „Stunde Null“ werden museal aufgearbeitet. Erstmals präsentiert werden auch die Verbindungen von Unternehmen zur Rüstungsindustrie und zur Einrichtung eines Arbeitslagers. Dafür hat das Stadtarchiv rund 1400 überlieferte Meldekarteien von Zwangsarbeitern ausgewertet. Ergänzt wird die Schau durch die Präsentation „Auftakt des Terrors“ vom Lernort Kislau, die sich mit den frühen Konzentrationslagern des NS-Regimes beschäftigt, sowie mit einem abwechslungsreichen Begleitprogramm.

Die Aufarbeitung der NS-Diktatur in Bretten ist für das Ausstellungsteam noch lange nicht abgeschlossen: „Weitere Recherchen müssen und werden folgen“, sind sich Obhof und Kipphan einig. Darauf machen sie mit dem Zusatz „Ausstellung Teil 1“ im Titel aufmerksam. Themen wie Euthanasie und Zwangssterilisation, aber auch NS-Unterorganisationen und die NSDAP-Ortsgruppe Bretten bedürften einer tiefergehenden Aufarbeitung. Entsprechend können Bürgerinnen und Bürger, die weitere  Informationen, Fotos und Akten aus der Zeit 1933-1945 haben, an der Fortsetzung der Schau mitwirken und sich beim Ausstellungsteam melden.

Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr, Mittwoch von 15 bis 19 Uhr
Begleitprogramm: „Kuratorenführung“ am 21.05.2023, 10-11 Uhr, durch die Sonderausstellung „Bretten 1933-1945. Diktatur in einer badischen Kleinstadt“ im Museum im Schweizer Hof mit Museumsleiterin Linda Obhof;
„Kultur.Pause“-Führung zur Mittagszeit am 30.05.2023, 13 Uhr, durch die Sonderausstellung „Bretten 1933-1945. Diktatur in einer badischen Kleinstadt“ im Museum im Schweizer Hof;
Anmeldung zu den Veranstaltungen jeweils bei der Tourist-Info Bretten unter Telefon 07252 583710 oder per E-Mail an: touristinfo@bretten.de.
Kontakt: Stadtmuseum im Schweizer Hof, Engelsberg 9, 75015 Bretten, Telefon: 07250/972800, E-Mail: schweizerhof@bretten.de

Veröffentlicht am 17.05.2023

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